Ein anderes, älteres Wort für Geduld ist Langmut. Es wird heute vor allem dann benutzt, wenn betont werden soll, was der Gedul­dige so alles auf sich nimmt, wenn er diese Tugend beweist. Die Ver­ant­wort­li­chern beim FC Bayern befinden sich gerade sozu­sagen in der Über­gangs­phase von der Geduld zur Langmut.

Ihr neuer Trainer Jürgen Klins­mann hatte einst zwei Jahre Zeit, um ohne Qua­li­fi­ka­ti­ons­druck die deut­sche Natio­nal­mann­schaft auf die Welt­meis­ter­schaft vor­zu­be­reiten, und es gab viel Kritik an ihm in dieser Zeit, nicht nur bei dem inzwi­schen legen­dären 1:4 im Test gegen Ita­lien. Doch selbst in diesem Spiel war zu erkennen gewesen, was Klins­mann von der Mann­schaft wollte.

Jetzt hat Klins­mann eigent­lich gar keine Zeit, weil es jede Woche um Punkte geht. Und es ist nicht zu erkennen, was er will. Er macht Mark van Bommel erst zum Kapitän und setzt ihn dann auf die Bank (was sport­lich durchaus nach­zu­voll­ziehen ist), stellt dafür den über­ra­genden Innen­ver­tei­diger Martin Demi­chelis ins unge­liebte Mit­tel­feld, rotiert Taktik und Per­sonal in auch für die Spieler kryp­ti­scher Weise und hat – dafür kann er aller­dings nichts – auch noch ein Tor­wart­pro­blem.

Als mög­li­cher Ausweg für Klins­mann erscheint es, Kom­pro­misse an das Tages­ge­schäft zu machen und von län­ger­fris­tigen Pla­nungen abzu­rü­cken, um der Mann­schaft Sta­bi­lität zu geben. Ges­tern hat er einen ersten Schritt in diese Rich­tung getan und »harte Wochen« ange­kün­digt. Wenn das nichts hilft, bleibt die Frage, was eigent­lich nach Langmut kommt.

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